Plattdeutsch-Lexikon

Sauerländer Plattdeutsch-Lexikon – Ein plattdeutsches Lexikon, mit Wörtern, Redewendungen, Liedern und vieles mehr…

Hier entsteht das wohl größte „Sauerländer Platt“  Vokabel-Archiv!

Jeder von Euch ist herzlich dazu aufgefordert beim Aufbau zu helfen,
schickt einfach eine Email mir euren Vokabeln direkt über das Formular am Ende dieser Seite (es ist keine Anmeldung erforderlich, es kann direkt Kommentiert werden) oder über die Kontaktseite

Hier finden Sie plattdeutsche Gedichte des Plettenberger´s Friedrich Wilhelm Bröcker

A:  
Ärpel, Ääpel Kartoffeln
anbölken laut beschimpfen, anschreien — „Hat der Alte gestern wieder gebölkt.“
Ääs, Äase Arsch, auch: Im Ääse bedeutet „Ist kaputt“
   
———–  
   
B:  
Balken, der Dachboden, Speicher — „Häng die Schützenfestfahne aussem Balken.“
beömmeln sich über jemanden oder etwas amüsieren —
  „Über euren Menne könnt ich mich immer wieder beömmeln.“
betuppen betrügen — „Der Tünnes wollte mich glatt um 2 Mark betuppen.“
Beie (…süpen) Bier (…trinken)
Berch Berg, Wald, “ Ich fahr mim Tregga in Berch“
Blagen Kinder (meist Mehrzahl) — „Sach den Blagen, se solln nich son Krach machen.“
Bollerkopp ungehobelter lauter Zeitgenosse
Bömsken Bonbon, Süßigkeiten
bölken schreien
Butter Butterbrot, auch Bütterkes genannt
Bumms, der große Schusskraft beim Fußball — „Der neue Stürmer hatten Riesenbumms auffen Schlappen
bürseln ist, wenn sich z.B. Wildschweine durch die Wiese buddeln
   
———–  
   
C:-  
   
———–  
   
D:  
dicke a) Ausdruck für betrunken sein
dicke b) im Sinne von reichlich — „Fünf Mann passen dicke innen Käfer.“
dröge/droige trocken, und auch langweilig
Driete Dreck, Schmutz
dulle Verückt, z.B „dulle inne Birne“ bedeutet Doof im Kopf
   
———–  
   
E:  
Echen rüm Außen rum ( gehen)
Ette Kosename für Frau/Freundin
   
———–  
   
F:  
fickeerich ungeduldig sein, nervös
fisseln leichter Regen
Fläppe (ziehen) langes, oder auch doofes Gesicht ziehen
Foffo Geschwindigkeit — „Der kam mit nem Foffo umde Kurve geschmiergelt.“
fuckeln/prockeln werkeln, tüfteln, fummeln
friemeln zusammenflicken, „Der friemelt noch immer seinen ollen Käfer zusammen.“
   
———–  
   
G:  
gezz Ausssprache von „jetzt“
Graupe, die Versager im Sport
groggi müde, erschöpft sein — „Karl hatten ganzen Tach im Garten herumgewullackt,
  gezz isser groggi.“
gleunich Kontaktfreudig, offen
———–  
   
H:  
Hauner Hühner
Heiermann, der ein Fünf-Mark Stück
Hitte Ziege
Huilbesme der Staubsauger ( Zusammengesetzt aus „Heulen“ und „Besen“ also Heulbesen !!
Hotten Quark
Hörnertee auf Schützenfesten sehr beliebte Kräuterlikör [auch Hörnerbrause oder Hörnerwhisky]
Huppel kleiner Berg
   
———–  
   
I: –  
   
———–  
   
J: –  
juckeln schleichen, fahren
———–  
   
K:  
Kappes Weißkohl – „Wer im Sommer Kappes klaut, hat im Winter Sauerkraut“
Kauken Kuchen
käbbeln zanken, streiten
Käue Kühe
Kerr drückt Erstaunen aus — „Kerr, hat der sich gestern einen hinter die Binde gegossen.“
krosen im Garten: durchharken; und sonst: wühlen….?
Krösken ein Verhältnis haben
Killefitt Unsinn, dummes Zeug ,“Mach ja kein Killefitt, ich verlaß mich auf dich.“
klamüsern basteln, schrauben, herum „fummeln“
Klotschen Holzschuhe
Kloppen Schlagen, Hauen, reinschlagen ( mit dem Hammer)
Klöten Hoden, Eier
Klüngelskerl fahrender Schrotthändler, Lumpensammler
Klümchen, Klümken Bonbon
Klüüsen Augen
Knifte Butterbrot, Stulle, Karo
Knist (haben) Ärger haben
Knieste Dreck, Schmutz, z.B. „Junge, wass hasse denn da widda fürne Kniste anne Buchse, hääh?“
Knütterkopp Unzufriedener, Miesepeter
knüddeln etwas zusammendrücken, oder auch ungebügelte Wäsche ist „knüddelich“
Kopp Kopf
Kötte Bettler, Halunk, Schmierfink ( auch ->Köttenschwein)
Kuddelmuddel Unaufgeräumt, Chaos
   
———–  
   
L:  
Latüchte Lampe
lunterig müde, abgespannt, schlapp; besonders nach anstrengender Arbeit oder kurz vor einer Grippe
lurich schlapp, müde, kränklich
lüttich von schlechter Qualität; schlecht verarbeitet
   
———–  
   
M :  
Mauken (Schweiss)Füße — „Tu endlich deine Mauken vom Tisch.“
Melm/melmen Staub, Rauch, Qualm; stauben, rauchen, qualmen
Merlke Milch
miegen Pinkeln, “ Ich geh ma miegen, woll!“
Moggen Ärmelbündchen
Mokke Dreck
Moie Müde
Muhle Mund, Maul, „Halt de Muhle…“
   
———–  
   
N:  
Nuckelpinne altes Auto
Nierteln Brennesseln
niggeln, niggelich Neugierig sein
nürteln, nürtelig schimpfen, trotzig sein
Nürsel Stiel vom Apfel , auch -> Kopf
nörgeln, nörgelig Bockig sein, herummosern
   
———–  
   
O:  
oppe sein aufgebraucht, kraftlos
Oschi großer Gegenstand
   
———–  
   
P:  
peesen schnell rennen oder fahren
Pinörkel kleines Teil, Haken, oder ähnliches
Pimpernellen (kriegen) zuviel kriegen, die Nase vollhaben
Pirk Verschlag, STall
Pohlbürger Jemand, dessen Familie schon seit Generationen an einem Ort wohnt
Pocke dicker Bauch, oder auch Fussball
Plempern etwas verschütten
Plörre/Plempe trübe Flüssigkeit; warmes Bier (auch Murke, Sülte – dann aber nicht
  auf Getränk bezogen)
plästern stark regnen
Plörre abgestande Flüssigkeit, in negativen Sinne ( Dreckwasser ect.)
Pulle Flasche
Püüster Gewehr
prockeln kratzen, in etwas herumstochern
Pröleken halten ein Schwätzchen halten
   
———–  
   
Q:  
Quasseln reden, unterhalten
Quase (Qwase) Dreck, Schmier
quackeln undeutlich, unsauber schreiben
   
   
———–  
   
R:  
rantern Kinder, die längst schlafen sollten, verursachen immer noch laute Geräusche
rärteln ist, wenn viele durcheinander reden
rammdösig verrückt vor lauter Lärm und Gerede , „Von dem Gedudel wirste
  ja echt rammdösig.“
ramentern rummosern, Theater machen
Rüeern Hund(e)
röppen feste ziehen, hin- und herbewegen
rümestrote übersetzt = Straße räumen, gemeint ist Feierabend machen, etwas zu Ende
  bringen
rürseln ist wenn mann eine Schicht vom Boden eines Gefässes kratzt/löst
Riebekauken Reibekuchen
   
———–  
   
S:  
Siuerlänner, Suerlänner Sauerländer
Schaue Schuhe ( dritige Schaue= Dreckige Schuhe )
Schuwekaar Schubkarre
Schluffen a) Pantoffel
Schluffen b) Breitreifen, „Hat sich jetzt 195er Schluffen auffe Felgen gezogen.“
Schirnepiepen Schienbeine
Schlunz, der unsauber aussehende, gammelig gekleidete Person
Schmacht, der Hunger, Kohldampf
Schmackes Elan, Schwung
Schmahse Dreck
schnäbeln küssen
schniggen Schneien
schnuppe/schnurzpiepe egal sein, „Ist mir schnurzpiepe, wie du das schaffst.“
Schochen Beine, hauptsächlich Fußballerbeine
schröggeln (an-) anflämmen, anbrennen
schwatt schwarz
Spirenzken Unagemessenes Tun — „Hör endlich mit den Spirenzken auf.“
stramm betrunken
Sterkelbeern Stachelbeeren
strunkelig leicht angetrunken
stochen den Ofen “ stochen“ ‚( anheizen), oder auch mit dem Auto schnell
  fahren, z.B“ Mann was stocht der wieder de Strasse runter“
Sültemaus Sauerkraut
   
———–  
   
T:  
Tacken ein kleines Stückchen mehr
Tellemann Telegrafenmast
Tinnef Mist, Unsinn
Twärs schlecht gelaunt
   
———–  
   
U:-  
   
undönig ungeduldig, gereizt
ümmeln qualmen,Rauchen, “ watt ümmelt der olle Trecker widda !“
———–  
V:  
Verdorri feine Umschreibung für verdammt, „Verdorri noma, gezz hab ich mich schon wieder verhaun.“
Vertelleken Erzählung, Annekdote
   
———–  
   
W:  
waahne sehr, „es ist wahne lange hell“
Wallachei rückständige, unwegsame Gegend — „Wie sind mittem Tregga durche Wallachei gefahren.
wacker schnell, sofort
wämmsen sich prügeln, hauen, oder auch: den Nagel ins Brett wämmsen
woll Allerweltswort, eines der meistgesprochenen Wörter im Sauerland,
wonnich ähnlich dem Wort „woll“, damit wird oft ein SAtz beendet, wie „oder“ oder „Stimmts?“
   
———–  
   
X:-  
   
———–  
   
Y:-  
   
———–  
Z:  
   
zemmelich unordentlich, zersaust
Ziepeln Zwiebeln
zugange sein gerade mit etwas beschäftigt sein — „Hat er sein Auto schon gewaschen?
  Nein, er is noch zugange.“
   
   

Auch beim Plattdeutsch-Lexikon ist mitmachen ausdrücklich erwünscht, daher:
Wer das Lexikon mit Vokabeln ergänzen kann, möge hier direkt ein Kommentar abgeben, oder mich über die Kontakt-Seite kontaktieren…

 

—————————————————————————————————————

Redewendungen:

Wat dau et — Was macht ihr ?

nahm/naam Hüseken goon — zur Toilette gehen (gemeint:Plumsklo an der Hausecke)

Wem gehörste? — Frage der Älteren an Kinder, welcher Familie sie angehören.

luer, luer, luer…. — Schimpfen, genau so wie auf Hochdeutsch „Leute, Leute, Leute“

Ich muss derl –Ich muss mich hinlegen ( aufs Ohr)

Ich geh jetzt da liegen — Ich gehe jetzt schlafen

Tritt dropp, sachte Rentrop, lachen Haut dropp und trat dropp – Tritt drauf, sagte der Rentrop, legte nen Hut drauf, und trat drauf

Sauerländische Grammatik:

Das „R“ wird im Auslaut betonter Silben durch gleitendes „A“ ersetzt.
Gleichzeitig wird der Vokal gelängt.
dort — doat
Wurst — Wuast

Das „G“ im Silben Auslaut wird als „CH“ gesprochen.
steigt — steicht
Katalog — Kataloch
Tag — Tach
Genug — genuch

Neben obigen Aufweichungen gibt es auch Verhärtungen.
das — datt
Kopf — Kopp
Häuschen – Häusken

Willichnich – Will ich nicht
Maggichnich – Mag ich nicht
Kannsenich – Kannst du nicht
und so weiter…

Artikel werden an Verhältniswörter oder Bindewörter angehängt.
anne Füße
ummen Hals
vonne Socken sein
weile Gegend da schöner ist

Der Genetiv existiert im Sauerland eigentlich so nicht.
Meines Bruders Haus — Mein Bruder sein Haus, noch besser — ihm sein Haus
wessen — wem sein
dessen — dem sein

Das Wort „am“ vor einem Verb drückt wie die englische „ing“-Form aus, dass eine Handlung andauert.
Es ist am plästern
Wir waren noch am pennen

„Dafür“, „davon“ und „dazu“ werden auseinander gezogen.
davon hast du gar nichts — da haste garnix von
dafür kann er nichts — da kann er nix für

Für-/Eigenschaftswörter werden oft nicht gebeugt.
Zieh dir mal en sauber Hemd an
Im Urlaub hatten wir schlecht Wetter
Wat unser Mutter sagt, wird gemacht

Pronomen nach einem Verb werden direkt ans Verb angehangen und verkürzt.
da must du jetzt — da musse gezz
Kannst du das mal machen? — Kannze datma machen?
Das kriegst du nicht — Dat krissenich
Da sagst du was — Da sachste wat

Kausalsätze werden ungern mit „weil“ und „dem“ eingeleitet.
Ich habe kein Bier geholt, denn ich wußte nicht, daß ihr kommen würdet. — Ich hab kein Bier geholt,
ich wußte ja nicht, datter kommt.
Er hat die Stelle als Meister bekommen, weil er die besten Zeugnisse hatte. — Er hat den Posten als Meister gekricht,
er hatte ja die besten Zeuchnisse.

„Platte“ (kuriose) Straßen,-/Ortsbezeichnungen in Plettenberg

obere Dorfstraße — Dohlennest
oberer Grafweg / Oesterweg — Pfützenkopp
Ende Silbergstrasse — Moppel´s Wiese
Beiese / Gansmecker Weg — Land der fliegenden Messer /
Klein-Chicago

Dönneckes oup Platt

DEI MISTHOUPEN

Stohlschmidts Wilhelm van Genkel har twej Jungens, Kaal un Ernst. Kaal was grade vam Komiß hejme kommen. Hei har twej Johre bie dern Pionejern edeint. Hei was Sprengmester ewurn un kannt sïëk dorümme im Sprengen un wat domet te daun hïat, bestens ut.

Dat Fröühjohr stund nu für de Dür, un Wilhelm matte sienen twej Jungens klor, dat dei groute Misthoupen echterm Kaustalle op et Land müche und met dïasem Transport süll muorgen, soubold dei Sunne opging, anefangen wären.

Dei beiden Jungens horten sïek dat an, un Kaal maket sïek sine Gedanken: Dei schwore Miste op et Land te schlïepen un te verdejlen was en döübels Plakkerigge. Hei was doch Spengmester bei dïern Zalsoten ewärst un har biem Komiß sou manchen Driethoupen utrejn esprenget, dat kümme doch met dïasem Misthoupen ouk sou maken. Met siener Sprengpatroune, dei hei von dern Pionejern har metgohen loten, müche dei ganze Houpen met ejnem Bous houge dürch de Luft fleigen un sïak dann rundsrümme schöün op et Land verdejlen.
Dei olle Stohlschmidts Wilhelm höt sïëk dat an, tüt noch en paarmol bedächtig an der Mutze un mejnt: „Junge, wann die dat gerött, dann frïäte ïëk Besmen mem Stial.“Kaal un Ernst sit nu Füer un Flamme. Et ejste meuten dei Diere ut dem Stalle. Me wejt jo nit, wat dei Detounatioun sou alles anrichen kann un ouk Mama un Papa got am besten sou lange taum Haarmanns Robert nïawen an, do kann nix passejern.

Gesagt – gedon. At nu alles ut dïam Huse was, puelt Kaal un Ernst en deip Luak in dïern Misthoupen, wou dei Patroune met der langen Zündschnour guat Platz finget. Dei Beiden kieket sïëk noch ejnmol ümme, dat ouk alles klor es, stïaket nu dei Zündschnour an, springet met ejnem Satz hingerm dicken Appelboum in Deckung. Dei Zwej seit noch, dat dat kleine Flämmken langsam op dïarn Misthoupen taufüchelt, … do … do gejt dei Dür vam Kaustall uapen un rut küemet dei Oma un well nom Hüsken, wat echterm Misthoupen stejt. Bie all derm Spektakel harnse dei Oma vergïärten. Sei raupet sou harre at se kunt: „Oma, Oma, Oma …“ – ower Oma höt nix, sei es alt lange en bïatchen douf op en Oohren un humpelt widder op dat Hüsken tau, maket dei Dür uapen un settet sïëk in aller Ruhe op en Pott. … In dïersem Moment gïert et en Knall, at wann et Gewitter dreimol ineschlohen här. Dei Misthoupen flüget dürch de Luft, un fürn Ougenblick es et allen schwat fürn Ougen.
At sïëk dei Damp nu langsam vertüht, blit für Kaal un Ernst blous ejn Gedanken: ‚Wou es dei Oma?‘ – Dürch dei Detounatioun stejt dat Hüsken schejf in der Landschaft, un met ejnem Satz sit dei Jungens dobie. Dei Dür gejht oupen, dei Oma krüpet dorut un reupet: „Oh Jungens, Jungens, wann iëk dern Fuat im Huse loten här, vie härn kejn Dak mej üwerm Koppe!“

von Fritz Sträter, Meinerzhagen

© Markus Schmellenkamp
www.alt-plettenberg.de

 

 

23 Antworten zu Plattdeutsch-Lexikon

Schreibe einen Kommentar zu M.Schmellenkamp Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert