Stadtgeschichte

Plettenberger Stadtgeschichte, Daten und Fakten…

Mit hoher Sicherheit war der Kern des heutigen Stadtgebietes schon in vorkarolingischer Zeit von sächsischen Stämmen besiedelt. Dieses geschah in einer topographisch geschützten Ebene unweit des Zusammenflusses von Else- und Oesterbach. Die Rolle einer Quelle mit besonders gutem Wasser scheint hierbei noch unklar, jedoch verweist der Flurname „Offenborn“ hierauf. Plettenberg wurde 1072 erstmals in einer Urkunde des Kloster Grafschaft mit dem Namen „Heslipho“ erwähnt. 1368 wird Plettenberg an den Herzog von Kleve verkauft. 1397 wurden der Siedlung die Stadtrechte von Graf Dietrich von der Mark verliehen. Gleichzeitig erhielt der Ort ein Stadtgericht und es wurde eine Schutzmauer um den Ort errichtet. Schon zehn Jahre zuvor hatte Plettenberg einen Freiheitsbrief von Graf Engelbert III. von der Mark erhalten.

Plettenberg um 1840

Vom historischen Ursprung ist heute nur noch wenig erhalten. Im Zentrum findet sich ein kleiner historischer Kern rund um die Christuskirche aus dem 13. Jahrhundert, sowie im Stadtteil Ohle die alte Dorfkirche. Nur noch als Ruine erhalten ist die Burg Schwarzenberg.

1622/23, während des 30-jährigen Krieges, der in Plettenberg viele Opfer forderte, war die Stadt von Spaniern besetzt, die 38 Wochen versorgt werden mussten. Bei einem Überfall 1634 wurde Plettenberg verwüstet und geplündert. 1666 wurde die Stadt Brandenburg-Preußen zugeschlagen. Ein Jahr nach Ausbruch eines Niederländisch-Französischen Krieges erhielt Plettenberg 1673 einen Kurkölnisch-Münsterisch-Französischen Schutzbrief. Dennoch fielen 1679 französische Truppen in die märkische Region ein und Plettenberg musste große Abgaben leisten.

Ein Stadtbrand vernichtete am 12. April 1725 94 % des Stadtgebietes. Innerhalb der Stadtmauer wurden sogar alle Gebäude vernichtet. Nach dem Feuer bauten die Bewohner die Stadt genauso wie zuvor wieder auf.

Plettenberg 1725

Seit 1735 war die Stadt und das Amt Plettenberg dem Kreis Altena unterstellt. Schon 1750 gab es in Plettenberg ein Obdachlosenheim. Zwischen 1807 und 1815 waren Stadt und Amt von Frankreich besetzt und wurden in das Großherzogtum Berg eingegliedert. 1816 wurde Plettenberg dem Regierungsbezirk Arnsberg und dem Kreis Altena zugeordnet.

Während der Industrialisierung entwickelten sich in den Tallagen an den Flüssen erste metallverarbeitende Betriebe die mit Wasserkraft das heimische Erz weiterverarbeiteten. Durch die Errichtung der Ruhr-Sieg-Eisenbahn ab 1860 profitierte vor allem die Schwerindustrie. Nur acht Jahre vorher durchlebten die Plettenberger eine Wirtschaftskrise

(Quelle: Wikipedia)

Das Plettenberg-Lied

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Das Plettenberg-Lied zum anhören!

Emil Rittershaus (Bild:Wikipedia.)

1872 – 6.Oktober: Bei der Einweihung der Rudolfshalle im Hestenberg dichtete Emil Rittershaus das Lied „Plettenberg, Dir Lob und Preis“

.1. Von des Hestenberges Kuppen Schauen wir hinab ins Land: Grüne Wiesen, Häusergruppen Und der Flüsse silbern Band!
Uns zu Häupten, uns zu Füßen
Schwingt der Wind des Baumes Reis.
Laß im Liede dich Begrüßen,
Plettenberg dir Lob und Preis!

.

.


2. Wenn die Rosen auch vergangen,

Und der Herbst den Wald verheert:
Mägdelein mit ros´gen Wangen,
Die sind mehr als Blumen Wert.
Grüßen uns mit trautem Worte,
Bieten freundlich Trank und Speis´.
Heil und Segen diesem Orte,
Plettenberg dir Lob und Preis!

3. Doch bei aller Schönheit Segen
Fühlt die Brust sich öd und arm,
Schlügen uns hier nicht entgegen
Deutsche Herzen treu und warm!
Streben nach dem ewig Schönen
Paart sich hier mit ems´gem Fleiß.
Segen Euch, Westfalens Söhnen,
Plettenberg, Dir Lob und Preis!

4. Wie sich binden drei der Flüsse
Hier zu innigem Verein,
Also, geb´s der Himmel,
Müsse dreifach hier der Segen sein.
Glück und Freude und der Frieden
Waltet über diesem Kreis!
Also sei von Gott beschieden,
Plettenberg, Dir Lob und Preis!

Die Siedlungsgeschichte

Im allgemeinen wird einer historischen Orts- Beschreibung eine Deutung des Ortsnamens voran­gestellt, weil hierdurch oft die Zeit der ersten menschlichen Ansiedlung oder doch die Stammes­zugehörigkeit der ersten Siedler ermittelt werden kann. So glaubt man heute wenigstens annähernd das Alter mancher Orte in unserem Heimatgebiet ermittelt zu haben. Bei dem Ort Plettenberg ist die Bestimmung des Alters der Siedlung schwierig und bis jetzt nicht annähernd gelungen. Es steht zwar heute eindeutig fest, daß die Siedlung bis zur Zeit der Christianisierung und darüber hinaus bis etwa Mitte des 12. Jahrhunderts den Namen „Heslipho“ trug, dann aber ihren heutigen Namen annahm, wenn auch in anderer Form.

Es sind heute nur noch zwei Schriftstücke bekannt, in denen unser Ort mit dem Namen Heslipho bezeichnet ist. Ihre Wichtigkeit dient aber zum Beweise dafür, daß wir es tatsächlich mit dem späteren Dorf Plettenberg zu tun haben. Nach der ältesten der beiden Urkunden aus dem Jahre 1072 (abgedruckt in: Seibertz, Urkundenbuch I Nr. 30) gründete der Kölner Erzbischof Anno II. neben anderen Klöstern die Benediktiner-Abtei Grafschaft im oberen Lennetal und unterstellte dieser eine Anzahl Kirchen des Sauerlandes, wie beispielsweise die zu Attendarra (Attendorn), Ludolfesceide (Lüdenscheid), Falebrecht (Valbert), Hertsceide (Herscheid), Heslipho und andere. Unter Nr. 50 im gleichen Urkundenbuch ist die andere Urkunde aus der Zeit 1101 bis 1131 wiedergegeben, nach der Erzbischof Friedrich I. von Köln dem Kloster Graf­schaft alle von Anno II. gemachten Schenkungen bestätigt. Die oben genannten Kirchenorte sind darin ebenfalls angeführt. Einige Forscher verstehen unter dem in obigen Urkunden angeführten Heslipho den Kirchort Hesselbach (Hesilibach) im Hessischen. Es hat sich herausgestellt, daß die dortige Kirche nie vom Kloster Grafschaft im oberen Sauerland abhän­gig war. Daß die Kirche unseres Ortes dagegen in einem bestimmten Abhängigkeitsverhältnis zum Grafschafter Kloster gestanden hat, beweisen geschichtliche Dokumente späterer Zeit, wonach dieses das Patronatsrecht innehatte und das Recht an der Besetzung der Plettenberger Pfarrstelle auch bis zur Reformation ausübte.

Der alte Name Heslipho deutet auch darauf hin, daß der Ort seinen Namen von einem Gewässer erhal­ten hat, als das der heutige Elsebach, der größte der drei sich unmittelbar vor dem Ort vereinigenden Bäche, anzusprechen ist. Eine uralte Bezeichnung für Bach ist epe, epa, apa, ipe und ähnlich (später abgekürzt zu pe). Heslipho könnte als Ablativ zu Heslipa aufgefaßt werden und „am“, „auf“ oder „vom Heslibach“ (Elsebach) bedeuten. Orts- und Flußnamen mit der Endung pe kommen in unserer Gegend häufig vor, so z. B. Elspe, Herdepe, Schleipe, Kierspe und nur wenige Kilometer von Plettenberg Hespe im Amt Balve.

Auszug aus einer alten Karte der Grafschaft Mark

Wenn von anerkannten Forschern viele in der heu­tigen Gemeinde Plettenberg und der näheren Um­gebung gelegene Orte als altsächsische Gründungen aus der Zeit des vierten Jahrhunderts angesehen werden, so dürfte Plettenberg selbst als die größte Siedlung mindestens das gleiche Alter aufweisen. — Aus der Zeit der Christianisierung ist bekannt, daß möglichst dort Kirchen und Klöster gebaut wurden, wo sich ehedem geschlossene Siedlungen, Thing- oder heidnische Kultstätten befanden. Sie wurden von Karl dem Großen gemäß seiner Bestimmung Ende des 8. Jahrhunderts mit besonderen Einkünf­ten, den sogenannten „Widemen“, ausgestattet. Von denjenigen Gütern und Höfen, die mit solchen Ab­gaben (Ablieferung von Getreide, Vieh oder barem Geld) belastet waren, mußten diese an den Haupthof oder Pfarrhof, den sogenannten „Widemhof“ gelie­fert werden. Das am Offenborn gelegene 1. Pastorat führte noch bis Mitte des vorigen Jahrhunderts die Bezeichnung Widemhof. Alle Orte, in denen sich ein Widemhof nachweisen läßt und deren Kirchen im 11. Jahrhundert erwähnt werden, wurden bereits zur Zeit Karls des Großen zu Kirchorten gemacht. Bereits mehrere Jahrhunderte vor der Erbauung der jetzt noch erhaltenen Lambertikirche war eine Kirche Mittelpunkt der alten Siedlung.

Ohne Zweifel stellt die alte Kirche mit den wie Wände den Kirchhof den heutigen Kirchplatz — umgebenden Gebäuden den ältesten Teil der Sied­lung dar. (Siehe Abb. 1)

Bereits in der Mitte des 11. Jahrhunderts wird aber auch ein Hof Plettonbrath genannt. Dieser Hof war nach den Traditiones Werdinenses im Jahre 1064 mit 3 sol. und 4 den. an die Abtei Werden, von der aus unsere Heimat christianisiert wurde, zehnt­pflichtig. Dieser Hof auf oder an dem heute noch so bezeichneten Platberg in der Gabel zwischen Grüne und Oester ist als der eigentliche Stammsitz der Familie von Plettenberg anzusprechen. Die verhält­nismäßig hohe Summe, die nach Werden gezahlt werden mußte, läßt darauf schließen, daß die Hof­besitzer sehr vermögend sein mußten. Aus den Erträgen der Landwirtschaft waren die hohen Abgaben allein nicht aufzubringen, so daß der gleich­zeitige Besitz und die Ausbeute der Erzgruben wahr­scheinlich sind. Aus der Geschichte ist weiterhin bekannt, daß bereits damals die Familie, die den Hof Plettonbrath zu eigen hatte, die begütertste Familie weit und breit war, die nach und nach immer grö­ßeren Einfluß gewann und schließlich ihren Wohn­sitz hart an den Rand der alten Siedlung Heslipho verlegte. Bemerkenswert ist hier, daß die Stadt zum größten Teil noch heute in der Ebene des Talkessels liegt und nur mit einem vorgebauten Teil sich in dessen Wendung nach Norden erstreckt, weil dadurch dem Auge des Fremden, er mag kommen, aus welcher Richtung er wolle, die Stadt verborgen bleibt, bis er den Fuß derselben erreicht hat. Denkt man sich hierzu, um mit den Worten des Chronisten Hölterhoff zu sprechen, die Talwände und die Berg-

rücken mit der Nacht des Waldes bedeckt und die Wärme und Fruchtbarkeit, die die von Gebirgen umkränzte Tiefe haben muß, so haben wir ein Bild von der Lage der alten Niederlassung, die uns den örtlichen Reichtum an natürlichen Hilfsquellen und einen natürlichen Schutz gegen die widrigen Zu­stände einer rechtlosen Zeit vergegenwärtigt. Die Familie von Plettenberg konnte ihren Sitz nicht zugleich in eine so fruchtbare Örtlichkeit und dem offenen Auge der Heerstraße, welche der Lenne­strom neben sich führte, verdeckt legen, als gerade an der engsten Talstelle zwischen Saley und Hesten­berg. Und die Stelle in der Stadt, noch heute „auf der Burg“ geheißen (zwischen Umlauf und Bhf, Haltepunkt), deutet in dem angeführten Bilde die sicherste Stelle an. Sicher ist anzunehmen, daß viele Jahrhunderte früher unsere heidnischen Vorfahren aus dem gleichen Anlaß heraus gerade diese Stelle für die Anlage einer Siedlung wählten, weil gerade hier ein Einfall fremder Volksstämme in das Hinter­land zum Ebbe am besten abgewehrt werden konnte. Plettenberg tritt als Bezeichnung für unsern Ort erst dann auf, nachdem die Familie von Plettenberg hart an seinem Rande ansässig geworden war. Aus der Folgezeit, bis hinein ins 14. Jahrhundert, ist bekannt, daß die meisten Güter in und um Plettenberg im Besitz dieser Familie waren, daß weiter Henderich von Plettenberg und sein Sohn dem Grafen von der Mark die Vogtei zu Plettenberg zur Hälfte verkauften und ein Johann von Plettenberg dem Grafen das Gemahl des Hafers in der Mühle zu Plettenberg vermachte. Die Söhne Diedrichs von Plettenberg, Henrich, Heidenreich, Johann und Aleff, verkauften dem Grafen Engelbert von der Mark ihre Ländereien, Leute und Untertanen in Plettenberg.

Wenn man bedenkt, daß zur damaligen Zeit jegliche Verbindung des Ortes mit der Außenwelt aus­schließlich von Mitgliedern dieser hervorragenden Familie hergestellt wurde, und deren Macht so groß war, daß sie einen ganzen Ort mitsamt seinen Bewohnern verkaufen, verpfänden und verschenken konnte, wie nahe lag da der Anlaß zur Umbenennung des Ortes nach dieser Familie.

Mit dem Verkauf des größten Teils der Pletten­bergischen Ländereien an die Grafen von der Mark und der Entlassung vieler Bewohner aus der priva­ten Dienstbarkeit schließt die eigentliche Verbin­dung der Familie von Plettenberg mit der Stadt ab; die Familie von Plettenberg hatte den höchsten Stand ihrer Blütezeit überschritten. Sie bewohnte noch weiterhin ihre Burg bei dem Ort und blieb zur Hälfte Besitzerin der Mühle oberhalb der Stadt. Einige Jahrzehnte später, im Jahre 1387, erhielt das Dorf Plettenberg vom Grafen Engelbert die ersten Privilegien. Zehn Jahre später erhielt Plettenberg vom Grafen Dietrich von der Mark Stadtrechte. In die gleiche Zeit fällt auch die Befestigung der Stadt, die nun zusammen mit der benachbarten Burg einen festen Keil in die Talenge trieb und hart an der kölnischen Grenze ein schwer einzunehmendes Bollwerk bildete, das jeden Verkehr mit dem Hinterland überwachen konnte.

Die Stadt war umwehrt mit einer hohen Steinmauer, die mit Türmen versehen war (siehe Abb. 2). Am südwestlichen Teile, dort wo der Attendorner Weg in die Stadt mündete, am Steinhoff, war das obere Tor, das untere Tor befand sich nahe bei der Burg an der nordwestlichen Stadtmauer (jetzt Eingang Neue Straße).

Vom Hestenberg ein Blick auf die Stadt um 1970

Wohl kaum ein Jahrhundert später muß die Familie von Plettenberg ein schweres Mißgeschick getroffen haben. Der größte Teil des Burggeländes wurde vom Landesherrn konfisziert und den Bürgern zur Bebauung mit Wohnhäusern übergeben. Von Steinen schreibt hierzu, daß nach der Teilung der Güter durch zwei Brüder der Besitzer des einen Teils den Besitzer des andern Teils im Zweikampf entleibt habe. Danach habe der Landesherr des Täters Güter konfisziert, dergestalt, daß ein Teil hiervon zu den Tafelgütern gebracht und der Platz, da das Haus gestanden, den Bürgern gegen Erlegung eines jähr­lichen Grundzinses zu bebauen erlaubt worden sei.

Schon längst mußte die ummauerte Stadt für die Aufnahme ihrer Bürger zu klein geworden sein. Plettenberg stand durch seinen Bergbau und die Eisenverarbeitung bereits damals in hoher Blüte. Seine Beziehungen zur Hanse sprechen ein bered­tes Zeugnis von dem Fleiß seiner Bürger. Die Bebau­ung des hinzugekommenen Terrains scheint daher nicht lange auf sich haben warten lassen. Bei diesem Anlaß wurde der nordwestliche Teil der Stadtmauer abgetragen und eine neue Mauer um den hinzu­gekommenen Teil gezogen. Das bisherige Untertor ließ man stehen. Es wurde erst in den 80er Jahren des 17. Jahrhunderts entfernt, da seine Baufälligkeit der Stadt zuviel Reparaturkosten verursachte. Die durch die Erweiterung der Stadt entstandene Straße erhielt die Bezeichnung „Neue Straße“ und führt diese nach etwa viereinhalb Jahrhunderten heute noch. In die neue Mauer am untersten Ende der Stadt wurde das neue Untertor gebaut.
Sämtliche Bürger wohnten ausschließlich innerhalb der Stadt­mauer. Lediglich die Schmieden befanden sich außer­halb der Ummauerung. So kam es, daß nach einem weiteren Jahrhundert die Stadt abermals zu klein wurde und viele Gewerbetreibende außerhalb auf den umliegenden Höfen im Amt ihre Wohnung hatten. Jedoch hinterließ der verheerende 30jährige Krieg große Lücken in den Reihen der Bürger. Die zweimal während dieses Krieges aufgetretene Pest tat das ihrige, und ein großer Teil der Bürger floh mit dem beweglichen Hab und Gut in die Berge. Noch lange nach Beendigung des schrecklichen Krieges standen viele Häuser wüst.
Ein Teil der Häuser war von fremden Truppen oder in noch größerem Maße von Gesindel, das im Gefolge regu­lärer Truppen vagabundierend das gequälte Land durchzog, verbrannt und seine Bewohner zu Tode gequält worden. Erst gegen Ende des Jahrhun­derts kamen ruhigere Zeiten für die arme Bevöl­kerung. Immer mehr Webstühle klapperten. Alle Hämmer waren wieder in Tätigkeit. Ein Zustrom fremder Handwerksburschen und junger Leute, die in Plettenberg das Schmiede- oder Tuchmacher­handwerk erlernen wollten, setzte ein und hielt an, so daß um 1700 die Stadt abermals zu klein wurde.
Anträge auf Überlassung von Grundstücken zwecks Bebauung außerhalb der Stadtmauer wurden von den kurfürstlichen und preußischen Behörden grund­sätzlich abgelehnt. Folge der starren, ablehnenden Einstellung der vorgeordneten Behörden war die planlose Ausnutzung jedes noch so kleinen Raumes innerhalb der Stadtmauer. Für das bisher in den Häusern untergebrachte Vieh wurden Ställe an die Wohnhäuser gebaut. Die Wohnhäuser selbst nach Notwendigkeit für Wohnzwecke erweitert. Planlose Anbauten entstanden, die teils in die ohnehin schon engen Straßen und Gassen hineinragten. Die Abbil­dung 3 zeigt nur die Grundrisse der Steinhäuser, da von den angebauten, ineinandergeschachtelten Anbauten und Ställen aus Holz nichts mehr fest­gestellt werden konnte.

Kein Wunder, daß bei einer solchen Bauweise, wo sich Strohdach an Strohdach reihte, am 12. April 1725 bei einem Brand die ganze Stadt in einer halben Stunde restlos in Flammen stand und kein einziges Haus innerhalb der Stadtmauer verschont blieb. Nur 7 Häuser, die außerhalb standen, nämlich das Hombergs- und Jacobshaus am Maiplatz, eben- daselbst das Kellerhaus, das Burghaus und die Mühle am Umlauf sowie das Weinwirtshaus am Untertor blieben verschont. 4 Menschenleben hatte die Stadt zu beklagen. Das Feuer kam so plötzlich, daß vielen Bürgern nicht Zeit blieb, ihr Vieh zu retten. Außerhalb der Stadt, am Oesterufer und am Untertor, kauerten über 700 Menschen bei dem letzten Rest ihrer Habe. Die Kirche brannte total aus, und ihre Glocken waren geschmolzen. Die

ganze Stadt glich einem wüsten Trümmerhaufen. Über 30 Menschen lagen noch lange Zeit mit schweren Verletzungen darnieder. Mehrere davon starben später noch.

Zu allem Unglück kam noch der Umstand, daß innerhalb weniger Jahre vorher drei märkische Städte vom Feuer größtenteils vernichtet waren und die Feuer-Assecuranz-Gesellschaft außerstande war, den Schaden auch nur teilweise zu ersetzen. Die Regierung gewährte nur eine zweijährige Steuer­freiheit. Die Stadt stellte lediglich das Holz für den Wiederaufbau. So war die Bevölkerung auf sich selbst angewiesen.

Der von der königl. Regierung nach hier beorderte Baumeister Moser aus Unna fertigte zunächst einen Grundriß der Stadt an und bezeichnete darin die verwüsteten Hausstellen. Gleichzeitig wurden zwecks Begradigung der Straßen neue Bauflucht­linien und ein drittes Stadttor eingetragen. Eine Vergrößerung der Stadt über die alten Stadtmauern hinaus war nicht vorgesehen. So wurde der neue Stadtplan zusammen mit einer Niederschrift über die Zeugenverhöre und die Ursache des Brandes an den Landesherrn geschickt. Aber wo kein Geld ist, hat der Kaiser sein Recht verloren. So auch in Plet­tenberg. Wo noch einigermaßen brauchbare Grund­mauern vorhanden waren, wurde wieder aufgebaut, auch wenn der Moser’sche Plan andere Grundrisse vorsah. So kam es, daß die Stadt im wesentlichen wieder so entstand, wie sie vordem war. Allerdings sah man bald ein, daß die Festungsbauwerke einer Bauplanung nur hinderlich waren. Die Stadtmauer wurde rundherum abgetragen, nachdem der älteste hinter der Kirche verlaufende Teil bereits ein hal­bes Jahrhundert zuvor wegen Baufälligkeit abge­brochen worden war, die Stauung sowohl des west­lichen Stadtgrabens als auch des Offenborns entfiel fortan und die Dämme wurden soweit abgetragen, als Erdreich zur Auffüllung der ehemaligen Festungs­gräben erforderlich war. Nur ein etwa ein Meter breiter Graben, durch den an der östlichen Stadtseite der Offenborn floß und sämtliche Abwässer auf­nahm, blieb. Ebenso blieb ein schmaler Graben an der gegenüberliegenden Stadtseite zur Aufnahme der Abwässer. Der gewonnene Grund wurde in gleichgroße Baugrundstücke geteilt und an Bau­lustige in Erbpacht vergeben.

Am Offenborn waren es meist Neubürger oder Bürgeranwärter, die diese Baustellen erwarben. Die Bebauung des ehemaligen Offenborngrabens er­folgte in den Jahren 1728 bis 1739. Im westlichen Teil des ehemaligen Stadtgrabens entstand die Stadtgrabenstraße mit einer neuen Häuserzeile. In der Grünen Straße entstand zur gleichen Zeit eine neue Siedlung, die mit dem Namen Kleinlandemert bezeichnet wurde. Erst Mitte des 18. Jahrhunderts entschloß man sich, den oberen breiten Teil des Umlaufs in Baustellen aufzuteilen und in Erbpacht zu vergeben.

Kaum ein halbes Jahrhundert nach dem verheeren­den Stadtbrand waren viele der in den ersten beiden Jahren wieder aufgebauten Häuser bereits wieder baufällig. Ein Zeichen dafür, wie schlecht und primitiv in der damaligen Not gebaut worden war. Erst jetzt erklärte sich die Regierung bereit, Zuschüsse zu Neubauten und Reparaturen zu zahlen.

Tatsächlich wurde etwa die Hälfte aller Häuser im Stadtkern neu gebaut.

In den 80er Jahren des 18. Jahrhunderts wurden am Steinbrink mehrere Häuser erbaut.

Bemerkenswert ist noch der Umstand, daß nach dem Brande die Stadt von der Regierung aufgefordert wurde, die einige Jahre zuvor am Grafweg errich­tete Ziegelhütte für eine weit größere Produktion auszubauen. Allein die Tatsache, daß fast alle Bürger nicht in der Lage waren, die teuren Ziegel für ihre Häuser zu kaufen, behinderte wesentlich die Durchführung der von der Obrigkeit erlassenen Wiederaufbaubestimmungen. Man begnügte sich höheren Ortes zunächst damit, daß fast alle Bürger mit eigenen Mitteln überhaupt erst mal bauten. Die genaue Durchführung der Bestimmungen, die eine Wiederholung eines so entsetzlichen Unglücks vermeiden sollten, wurde einstweilen bis zu einem günstigeren Zeitpunkt verschoben. So kam es, daß die meisten Häuser wieder Strohdächer erhielten und sich das Bild der Stadt von dem der alten vor dem Brand nur unwesentlich unterschied. Es blieb beim Alten bis um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Dann drängte die Regierung beim Magistrat auf kurzfristige Abschaffung der Strohdächer. In kurzen Zeitabständen wurden von den wohlhabendsten Bürgern je drei aufgefordert, innerhalb weniger Wochen ihre Strohdächer gegen Ziegeldächer zu vertauschen. In fast allen Fällen wurde der Auf­forderung entsprochen.

Um den plötzlich auftretenden Bedarf an Ziegeln decken zu können, hatte die Stadt östlich der Mündung der Grüne in die Oester eine Ziegelbrennerei angelegt, in der Ziegelsteine und Dachziegel gebacken und in Feldbränden gebrannt wurden.

Dieser städtische Betrieb wurde 1780 gegen Meist- gebot in Zeitpacht vergeben. Nachdem die Häuser der Innenstadt restlos mit Ziegeln versehen waren, ging der letzte Pächter dazu über, eine Töpferei darin einzurichten. Das Haus führte fortan den Namen Düppenhaus. In seiner unmittelbaren Nähe wurden Ende des 18. Jahrhunderts noch zwei weitere Häuser gebaut. Anfang des 19. Jahrhunderts baute man vor dem Untertor (in der heutigen unteren Wilhelmstraße) noch einige Wohnhäuser.

Zu bemerken sei hier noch, daß von der alten Festung Plettenberg nach dem Stadtbrand noch zwei Türme der Stadtmauer, ebenso die beiden Stadttore stehen blieben. Die beiden Türme wurden um 1750 abgebrochen. Die Stadttore wurden nach Abschluß der Verhandlungen wegen der Bepflasterung sämt­licher Straßen der Stadt vom Stadtmaurermeister im Jahre 1800 abgebrochen. Damit hatte der damalige Magistrat die letzten baulichen Überreste aus der Jugendzeit der Stadt entfernen lassen. Lediglich stand noch im Kobbenrodgarten der noch aus alter Zeit übriggebliebene Wehrturm, der alte Steinhoff, der damals im Besitz der Familie Dulheuer war. Bis Mitte des vorigen Jahrhunderts wurden im wesentlichen die noch vorhandenen Baulücken in der Grünestraße, am Umlauf, in der unteren Wilhelm­straße und in der Kurzen Straße (Kaiserstraße) ausgefüllt.

Die bis zu dieser Zeit aufgeführten Wohnhäuser unterschieden sich in ihrer Bauart von der alt­herkömmlichen nicht wesentlich. Die Bauweise war jahrhundertelang ziemlich einheitlich, entweder nur Fachwerk oder im unteren Teil nur Mauerwerk und das Obergeschoß im Fachwerkbau. Bei guter Pflege machten die Häuser einen freundlichen Eindruck.
Wesentlich anders wurde es aber in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts. Wenn bis dahin eine bestimmte Linie in der Gesamtbauweise noch zu erkennen war, so kann in der Folgezeit nur von einer Geschmacklosigkeit die Rede sein. Den neu auftretenden „Baustil“ bot das,P12stöckige Jeder­marinshaus, ein festes Haus mit fünf Räumen im Parterre, Eingang vorn in der Mitte und einer ins Obergeschoß führenden Treppe, die mit einigen Stufen in den mittleren Raum (meist Küche) hinein­ragt. Fünf halbhohe, meist nur im Mauerwerk angedeuteten Fensternischen „verzieren“ die Vorder­seite des Obergeschosses. In wenigen Jahren wurden allein im Plettenberger Gebiet mehr als fünfzig solcher Häuser gebaut. Sie wurden meist willkürlich in die noch vorhandenen Baulücken der bestehenden Häuserzeilen, aber auch an bisher unbebauten Straßen und Wegen errichtet, so in der Grüne, am Graf- und Brachtweg sowie an der Wilhelm- und Herscheider Straße.

Wer mehr Geld hatte oder mehr Wohnraum benötigte, baute dasselbe Haus, jedoch um einen Stock höher.

Die noch besser gestellten Baulustigen entschieden sich für die Leppin’sche Architektur, nach der mehrere Villen im Stadtgebiet, und zwar an der Grüne-, Wilhelm- und Bahnhofstraße erstanden.

In den ersten Jahren dieses Jahrhunderts bis zum Ausbruch des ersten Weltkrieges war die Bau­tätigkeit besonders rege. Hohe 31/2stöckige massive Häuser, meist mit turmähnlichen Erkeranbauten, deren Spitzdächer die Höhe des Hauptdacheserreichten oder darüber hinaus ragten, entstanden meist im Stadtkern, oft wegen der Einhaltung neuer Baufluchtlinien auf noch kleinere Grundflächen als bisher gestellt. Häufig stehen diese Häuser inmitten der viel kleineren älteren Häuser, mit unverputzten Seitenwänden, gewissermaßen darauf wartend, daß sich die kleinere Nachbarschaft auch dermaleinst erhebe, um gemeinsam ein besseres Ganzes darzu­stellen.
Jedoch hat die wirre Zeit seit Beginn des ersten Weltkrieges und der immer stärker gewor­dene Verkehr im Stadtkern der Bautätigkeit gerade in diesem Stadtteil sehr enge Grenzen gesetzt. Ein Projekt, das bereits vor dem letzten Kriege reifte, aber dann infolge der stark forcierten Westwall­anlage in den Hintergrund gedrängt wurde, sah eine umfangreiche Stadtentkernung vor, besonders durch das Abreißen vieler kleiner und den Neubau größerer Häuser, Verbreiterung der vorhandenen Straßen sowie Anlage von größeren Plätzen gekennzeichnet. Ein weiteres Projekt, das ebenfalls älteren Datums ist, hatte den Bau der Umgehungs­straße zum Ziel, die die sehr winkeligen Straßen des Stadtkerns wesentlich vom Durchgangsverkehr entlasten sollte.

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© M.Schmellenkamp
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