Plattdeutsche Gedichte des Plettenberger Dichters Wilhelm Bröcker
Wilhelm Bröcker, gebürtiger Plettenberger verfasste mehrere Gedichtbände in hoch- und plattdeutscher Sprache. 1886 in Bremcke geboren. Ab 1907 an den Volksschulen in Ohle, Eiringhausen, Stadtmitte und Bremcke als Lehrer tätig. 1921-1932 Rektor der Breddeschule, 1932-1945 Rektor der Martin-Luther-Schule, 1952 Pensionierung. Zudem jahrzehntelang Dirigent bei verschiedenen Chören, Vorsitzender des Turnvereins Eiringhausen, Berufsschullehrer. Er starb 1973 in seiner geliebten Heimatstadt Plettenberg.
Die folgenden Texte stammen aus dem Buch ,,Im Banne von Bergen und Menschen“
Deiner Heimat Erde
Gab dir Blut und Werde
Und dein Wesen, Wollen
Und die Kraft des Seins.
Tief aus deines Herzens Regen
Rangst du darum
Um der Heimat Glück und Segen,
Und so warst und bliebst
Und bleibst du mit der Heimat-
Und die Heimat bleibet mit dir eins.
.
Plettenberg
Umrankt von Wäldern und Wiesen,
Geschützt in hoher Berge Haus,
hat Rittershaus dich einst gepriesen
von Hestenberges Kuppe aus.
Und weil auch ich kein schön´res Städchen weiß,
Sei, Plettenberg, allein dir Lob und Preis
Geschichte spricht von schweren Tagen,
Die dir das Schicksal oft beschied,
Und aus der Heimat alten Sagen
klingt nach manch hohes Heldenlied.
Gerd, Walter – Namen, die für sich nur hat
Mein Plettenberg, die alte Märkerstadt.
Das Volk, aus edlem Sachsemstamme,
Ist rauh – nach Sauerländer Art.
Doch hat´s der Wahren Freundschaft Flamme
Sich tief im Herzen treu bewahrt.
Und wer zu eigen solche Freundschaft hat,
Bleibt eng verbunden dieser frohen Stadt.
Sieh Hestenberges Brunnen springen,
Ringsum die Höhen stolz und frei.
Stimm´in der Kluse Quellensingen
Dann ein – in ihre Melodei:
,, Mein Plettenberg, du bleibest unverwandt
Die Perle mir im schönen Sauerland!“
Ein Tunier
am Fuße der Burg Schwarzenberg
Die Sonne springt ins erste Grau,
Da rieselt wie Kristall der Tau
Rings auf der Lenne Wiesen.
War´s nicht, als ob da Hörner von
Der Drachenhöh mit lauten Ton
Zum Frühtuniere bliesen ?
Und sieh, schon kommt im leichten Trab
Den steilen Burgweg jetzt herab
Der Rittertroß geritten.
Die Ritter und der Knappen Schar
Wie reiten stolz sie Paar an Paar –
Graf Gerd in ihrer Mitten.
Dort, wo im weiten Talesrund
Viel hundert Fähnlein flattern bunt
An abgezäunten Wegen,
Entbrennr gar bald ein heißer Kampf
Bei Schildgeklirr und Schollendampf
Der fegdefesten Degen,
Wer reitet da zum Kampfe vor?
Es brandet aus der Menge Chor
Ein brausend Heil zwei stolze Reden.-
So wuchtig sprengt beim dritten Ritt
Graf Gerd, daß Mann und Röslein mit
Im Sande lang sich strecken.
Nun rauscht das weite Tal entlang
Ein Jubel und Drometenklang
Aus buntbewegter Runde.
Bis hoch zur Burg auch schallt´s hinaus,
Dort rüstet man zu frohem Schmaus
Nach solcher Siegesstunde.
Wie dringt drauf aus dem Rittersaal
Des Festes Rausch gar bald zu Tal,
Hoch klingen Heldenlieder!
Graf Gerd gehören Sieg und Tag ,
Bis daß nach spätem Glockenschlag
Sinkt tief die Nacht hernieder.
Die Kleine Else
Du kommst aus tiefem Berge,
Du kleines Elselein,
Dich fangen Nixen und Zwerge
In goldener Wiege ein.
Nun spricht zur frohen Taufe
Der „Kolb“ im warmen Nest,
Bang hälst du dich im Laufe
An steilen Hängen fest.
Im alten Edelfitze *)
Stockst du im Lauf einmal,
Fern grüßt des Salens Spitze,
Davor ein weites Tal.
Drin führt der Weg dich weiter
Durch blumenreichen Grund.
Wie strahlt dein Blick so heiter,
Wie singt so hell dein Mund!
Von einem Dorf zum andern
Läufst du dann nicht allein,
Es stärken dich beim Wandern
Drei wilde Brüderlein **)
Du ziehst mit den Getreuen
Drauf weiter in die Stadt,
Und freust dich dann an dem Neuen,
Das sie zu bieten hat.
An Hestenbergs Geselle
Geht´s dann in Lennefeld, –
Fahr wohl, du kleine Else,
Und grüß‘ die weite Welt!
*) Haus Habbel
**) Frehlinghauser, Bremker und Holthauser Bach