1933 – 1945 in Plettenberg

„Wer aber vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart.“  R. von Weizsäcker

Ich suche Zeitzeugen aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges
Jede noch so kleine und „unbedeutende“ Geschichte und Erzählung ist für mich interessant.Die Erzählungen sollen niedergeschrieben und archiviert werden. Leider gibt es nur noch wenige Zeitzeugen, deshalb sollten die alten Geschichten für die Zukunft bewahrt werden. Bitte über die Kontaktseite melden oder Tel. 02391 – 60 37 58

Neu: Filmdokumente, u.a.  aus der NS-Zeit  sind unter historische Plettenberg-Filme zu finden!

Zusammenlegung Amt und Stadt Plettenberg

Zusammenlegung Amt und Stadt Plettenberg 1941. In der Mitte ist der damalige Bürgermeister Brüggemann zu erkennen

1941 wurde offiziell, durch Beschluss des Regierungspräsidenten aus den Gemeinden Plettenberg-Land, Plettenberg-Stadt,  und Ohle die Stadt Plettenberg

ml-schule

Maiplatz, Martin-Luther-Schulhof, vermutlich eine NSDAP-Veranstaltung um 1940

Der Chronist Bernhard Schulte notierte gewissenhaft die Weltkriegs-Ereignisse in und um Eiringhausen:

„13.4. Artilleriebeschuß auf Plettenberg, nachmittags rücken amerikanische Panzer aus Richtung Leinschede, in unseren Ort. An der Reichsstraße wurden Häuser hinter welche deutsche Soldaten flüchteten, beschossen. So wäre auch die katholische Kirche dem Be¬schuß zum Opfer gefallen, wenn nicht Herr Pfarvikar Busch den Luftschutzkeller verlassen hätte, um den Amerikanern entgegen zu gehen.

Heftiger Wiederstand bei Kämpfen in Oberbrügge  (Quelle:Der große Kessel)Alberts Haus und Bauer Otminghaus‘ Haus erhielten Volltreffer vom Panzerbeschuß. Vieh wurde nicht getötet. Der erste Panzer drehte jetzt der Grabenstraße zu. Vor dem ersten Haus links stand ein Lkw. Hinter diesen flüchtete ein deutscher Soldat. Der Panzer. schoß den Lkw in Brand. Hierdurch fing das alte Haus Feuer und brannte lichterloh. Der Soldat wurde schwer verwundet.
Bei Siepmanns auf der Kegelbahn wurde die 70jährige Frau Stutzke von einer Kugel getroffen. Sie starb bald darauf.Um 18.05 Uhr kamen die ersten Amerikaner in unseren Keller. Ich habe gleich auf die Uhr gesehen, um diesen Augenblick festzuhalten.“

Mit den Sätzen „Die deutschen Soldaten wurden gefangen genommen und abtransportiert. Der Kampf war hiermit für unseren Ort beendet“ beschreibt Schulte das Ende des zweiten Weltkriges in Eiringhausen.

Aufmarsch in der Plbg. Innenstadt ( Sammlung Kühne)

Aufmarsch in der Plettenberger Innenstadt ( Sammlung Kühne)

Für die Frauen gab es viele Arbeitseinsätze

Plettenberg.. (MvH). „Durch die Mitarbeit vieler Frauen unserer Gemeinde, die sich als Blockfrauen, Kassiererin, Kulturwartin usw. zur Verfügung stellten, konnten wir eine besonders gründliche und liebevolle Arbeit in unserer Frauenschaft vom ersten Tag an feststellen.“

Wie hätte es auch anders sein können, kein Wort der Kritik über schleppende Beteiligung und schwache Mitgliederzahlen kommt über die Lippen der Chronisten, die die Entwicklung des Nationalsozialismus in Ohle bis zum Jahre 1942 festhielten. Zwar wurde die Frauenschaft Ohle erst 1935 gegründet, dafür gehörte sie dann aber gleich wieder zu den rührigsten im Kreis, und die Frauen erfüllten mit Sorgfalt und Begeisterung, wie zwischen den Zeilen zu lesen ist, des Führers ihnen zugedachte Funktion. „Als unserer Frauenschaft 1935, als erste große Arbeit die Einrichtung der Mütterschule übertragen wurde, fand diese Arbeit bei unseren Frauen großen Widerhall.“Keine Arbeitseinsätze standen vorerst auf dem Programm, sondern Nah-, Koch- und Säuglingspflegekurse, dazu Singabende sowie politische und kulturelle Schulungen. Zur Zeit der Einquartierung „wusch und stopfte unsere Frauenschaft die Strümpfe der Soldaten …“ Im Juli 1941 zeigten die Ohler Frauen wieder einmal, wie dankbar sie den Soldaten für ihren heldenhaften Einsatz waren. Das Lazarett in Lüdenscheid hatte um Obst und Saft für die verwundeten Soldaten gebeten. Es wurden 120 Flaschen Most und Saft, Dosen Obst, 10 Flaschen Waldbeeren.122 Gläser mit verschiedenem Obst, 6 Gläschen Gelee, 2 Eimer Zitronensirup für das Lazarett gestiftet. Man sah daraus, wie Opferfreudig und hilfsbereit gerade die Frauen unserer Gemeinde sind.
Erneut keine Zeile der Trauer über Gefallene oder Verwundete, sondern eine „Art persönliche „Tonnenideologie“, mit der man seinen persönlichen Anteil an Sammlungen einer persönlichen Belobigung unterzog, garniert trotz der simplen Auflistung mit qualitativen Adjektiven wie schön, herrlich, besonders .

Die deutsche Wehrmacht auf dem Wieden

Mitte Januar 1933 fand in Reindeln im kleinen Kreis die Gründungsversammlung der NSBO- Betriebszelle statt. Redner waren Kreisbetriebszellenobmann Wunderlich aus Plettenberg. Pg. Plessow und Ortsgruppenleiter Zimmermann aus Eiringhausen. 16 Personen wurden aufgenommen. Willy Holthaus wurde mit der Führung beauftragt. Mit 53 Mitgliedern konnte die Gruppe am 1. Mai 1933 zum Appell antreten. Schwierige Verhältnisse mußte Willy Holthaus mit seinen Mitarbeitern, Johann Kirchoff, Alfred Kaiser, Christian Hasenstab und Will Schrader, zum großen Teil selbst arbeitslos „erkämpfen“.
Inzwischen wurde die Betriebszelle zur Ortsgruppenbetriebszelle erhoben, eine Fahne mußte .beschafft werden, dafür startete man eine Verlosung, sie erbrachte 46 RM die Fahne wurde gekauft. Der Rest wurde von den Mitgliedern aufgebracht.( Quelle: Erinnern sie sich noch, Westf. Rundschau 1981)

Am 5. Oktober 1944 stürzte in der Kersmecke ein amerikanischer B-17-Bomber ab

Ein Zeitzeuge berichtet zum Absturz des amerikanischen Bombers in der Kermecke folgendes:
….Wir als Kinder haben geglaubt das wäre ein Zeppelin, der flog so niedrig, man sah keine Flügel in der Sonne und nichts, nur den Rumpf, da haben wir gedacht es wäre ein Zeppelin. Und da ging er auch schon in die Bäume rein in der Kersmecke und wir mussten natürlich sofort dorthin laufen..jeder konnte etwas von der Maschine gebrauchen….es gab ja auch nichts zu der Zeit….

Die Maschine war eine B-17G-45-DL mit der Seriennummer 44-6138. Das  Flugzeug war zum Zeitpunkt des  Absturzes am 5. 10. 1944 der 94. Bomb Group (BG), 331. Bomb Squadron zugeteilt. Die Kennung innerhalb der 94. BG war QE-P. Der Pilot war 2nd lt. und hieß Robert F. Messersmith. Er und auch die restliche Besatzung haben den Absturz überlebt.

 bomber

Absturz einer „Flying Fortress“ der „fliegenden Festung“ in der Kersmecke am 05.Oktober 1944

Vor einigen Jahren fanden intensive Untersuchungen des heute teilweise überbauten Absturzareals statt, und es konnten noch ein paar wenige Teile, die dem B-17-Bomber zugeordnet werden können, geborgen werden:

Mehr zu dem Thema Bombenangriffe auf Plettenberg finden Sie hier.

Die letzten Tage des Krieges

…Am 11. April drangen die Amerikaner bis Meinerzhagen und Herscheid vor und trafen am 12. April gegen 1 Uhr mittags in den Vororten von Plettenberg ein. Die deutschen Truppeneinheiten, die in den Vortagen noch in und um Plettenberg gelegen hatten, hatten sich bereits abgesetzt oder waren „untergetaucht“. Trotzdem gab es Fälle, wo trotz der offenkundigen Aussichtslosigkeit weiteren Wiederstandes dem Verzweifelungsbefehlen der oberen Führung wortwörtlich Folge geleistet wurde. So war es nicht nur bei der Sprengung der Strassenbrücke am Kaley, sondern auch bei der Eisenbahnbrücke am Siesel. Beim Einrücken der ersten amerikanischen Panzer in Plettenberg versuchte am Grafweg neben der Fa. Rempel ein deutscher Soldat einen Panzer mit einer Panzerfaust zur Strecke zu bringen und fand dabei selbst den Tod.
Als am 13. April die Amerikaner wirklich Plettenberg besetzt hatten und Kriegsruhe eingekehrt war ,wagte die verängstigte Bevölkerung immer noch nicht an ein Ende der Kriegsschreckens zu glauben. Am Abend zog sich ein Großteil der Amis in die letzten Quartiere zurück und verließen wieder Plettenberg mit dem Auto in Richtung Herscheid. In Windeseile verbreitete sich darauf in der Stadt das Gerücht, es soll noch ein Bombenteppich auf Plettenberg gelegt werden, und mit Kind- und Kegel, mit Kisten und Koffern, zog ein Teil der Bevölkerung auf die umliegenden Höhen. Ganz Vorsichtige kehrten erst am nächsten Morgen wieder nach Hause zurück (Quelle:Unbekant)

„…Noch im Laufe des 12.April rückten die Amis auf den Plettenberger Ortskern vor. Artilleriegeschütze wurden in Höhe Sonneborn in Stellung gebracht. Der Stadtkern rund um die Christuskirche geriet unter Beschuß.

Augenzeugen zufolge soll gleich der erste Treffer den Turm der Kirche getroffen haben. Am Morgen des 13.April wurde die Bevölkerung der Stadtmitte schon früh durch erneuten Artilleriebeschuß erschreckt.

75th-rathaus

Nach der Befreiung durch die Alliierten Soldaten findet vor dem ehemaligen Rathaus an der Bahnhofstraße die Verbrennung nationalsozialistischem Propaganda-Material statt

Der erste Treffer lag kurz hinter dem Böhler Friedhof.Zwischen 10 und 11 Uhr an diesem Freitag rückten die amerikanischen Truppen wieder in Schützenreihe – den Grafweg herunterkommend – in die Innenstadt vor.

Die Alliierten vor dem alten Rathaus an der Bahnhofstraße, fotografiert auf Anweisung der Amerikaner von “Fotoatelier Wengenroth”, (Foto: Wengenroth)

Amerikaner vor dem Rathaus

Dabei hatten sie zunächst kaum Zuschauer, denn die Bevölkerung hatte sich wegen des Artilleriefeuers in die Keller und Luftschutzräume zurückgezogen. Dieses Feuer war inzwischen natürlich eingestellt, und die ersten Bewohner wagten sich neugierig auf die Straße….“ (Quelle:Plettenberg-Lexikon)

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Manfred Rettig erzählt: „…Mein Vater Walter Rettig war währen des Krieges Inhaber der Werksküche Wilhelm Schade. 1945 musste mein Vater den Speisesaal für eine Wehrmachtseinheit bereitstellen. Von dieser Einheit hatten sich einige Soldaten oberhalb des damaligen Sammelteichs (Fa. Schade) verschanzt (Im Tal war eine Panzersperre). Soviel ich weiss,wurden diese Soldaten von den Amis getötet.Wir haben als Kinder (10 J alt)noch lange das Blut im Graben sehen können.Einige Tage nach Kriegsende wurde ein Freund vo mir ,durch eine gefundene Gewehrgranate getötet…“

Über 50 Soldatengräber auf dem Böhler Friedhof, darunter 9 Gräber von Hitlerjungen, die bei Aufräumarbeiten in Dortmund umgekommen sind.

Die Gesamtzahl der Opfer des zweiten Weltkrieges lässt sich nur schätzen.
Die Schätzungen reichen bis zu 80 Millionen Kriegstoten…

Kriegsgräber sind in Plettenberg nach einer Zählung von Januar 1951 vorhanden: 159; insgesamt 40 Ausländer (30 Russen, 2 Polen, 8 Italiener), die als Kriegsgefangene, Internierte bzw. Zivilarbeiter in Plettenberg waren, sind hier beerdigt; im II. Weltkrieg wurden in Plettenberg 111 deutsche Soldaten bestattet (Quelle: www.weltkriegsopfer.de )


Zeitungsartikel des Westdt. Tageblatt vom 28.05.1949

..wird fortgesetzt…

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