Freikorps Sauerland

Das Freikorps Sauerland wurde im September 1944 durch den Gauleiter Albert Hoffmann gebildet. Es war ein paramilitärischer Verband, der im Oktober 1944 mit Zustimmung der Partei-Kanzlei unter Martin Bormann dem Volkssturm unterstellt wurde. Hoffmann sah das Freikorps Sauerland als „Eliteveband“ in seinem Gau Westfalen-Süd an.

Im April 1945 wurden Einheiten des Freikorps Sauerland im Ruhrkessel eingesetzt und erlitten zum Teil hohe Verluste. (Quelle: Wikipedia)

Auch Volkssturmmänner aus Plettenberg kämpften im „letzten Aufgebot“ Südwestfalens!


Gefallene Plettenberger

Zum Gedenken an die 27 gefallenen, getöteten,an ihren Verwundungen und in der Gefangenschaft gestorbenen Männer der Kompanie Plettenberg des Freikorps Sauerland:

Otto Birkenhof, Hüinghausen
Heinrich Blumenauer
Walter Blumenauer
Wilhelm Grothe
Oskar Koczelnik
Walter Kampschulte
Heinrich Klein
Willi Kowalewski
Johann Krause
Ernst Lahme
Alfred Haarmann
Fritz Karl Ihne
Hans Rempel
Eugen Schäfers
Alfred Schmellenkamp
Emil Schmidt
Wilh. Schmidt, Bremcke
Karl Schmidt
Alfred Schulte
Albert Schulte
Paul Schulte
Walter Schürholz
Julius Seuthe
Walter Seuster
Rudolf Stock
Alfred Quitter
Erich Vormann

(Quelle: Plettenberg-Lexikon)

Gauleiter Albert Hoffmann

Gauleiter Albert Hoffmann

Im letzten halben Jahr des Weltkriegs hatte sich der alliierte Bombenkrieg besonders auch im Gaugebiet Westfalen-Süd verschärft. Ab Herbst 1944 gesellten sich zu den schweren Luftangriffen durch strategische Bomber auch Angriffe durch zweimotorige Mittelstreckenbomber und Jagdbomber („Jabo“).

Die ständigen Bombardierungen ließen die größeren Städte in Hoffmanns Gaugebiet in Schutt und Asche versinken.Bereits im September 1944 wurde im GauWestfalen-Süd das „Freikorps Sauerland“ gebildet. Im Oktober 1944 erfolgte die Eingliederung des „Freikorps“ als eigene Gauverband in den „Deutschen Volkssturm“. Die Maßnahmen zum Totalen Kriegseinsatz, der Luftkrieg und den Ausbau der Verteidigung im Gaugebiet.
(Quelle: Historisches Centrum Hagen, Ralf Blank)

Manöver der Volkssturmmänner in Lüdenscheid, November 1944 (W. Nies, StadtA Lippstadt)

Manöver der Volkssturmmänner in Lüdenscheid, November 1944 (W. Nies, StadtA Lippstadt)

…Ebenfalls an die Nordgrenze des Gaus, nach Hamm und in die nordöstlichen Teile des Kreises Unna, war das Z.b.V.-Bataillon Nr. 23 Joest verlegt worden, dessen Kompanien sich vor allem aus der Stadt Dortmund und dem Kreis Iserlohn rekrutierten. Die aus dem Raum Hohenlimburg stammende Einheit dieses Freikorpsbatallions soll bereits am 25. März ausgerückt sein. Da es bei ihr Versorgungs- schwierigkeiten gegeben habe, seien mehrere Ihrer Männer nach Hohenlimburg zurückgeschickt worden, um von daheim Verpflegung zu besorgen. Vor dem amerikanischen Druck musste das Bataillon in den ersten Apriltagen nach Süden ausweichen. Im Raum Mühlhausen/Nordlünern stieß am 9. April eine Gruppe dieses Bataillons mit amerikanischem Militär zusammen. Es kam zum Schusswechsel. Als die Freikorpsmänner sich in den Schutz eines bei Nordlünern gelegenen Wäldchens flüchten wollten, wurden mehrere von ihnen tödlich getroffen. Anschließend beschossen zwei schwere amerikanische Panzer das Waldstück. Gegen 18 Uhr wurde das Feuer eingestellt.Amerikanische Soldaten bargen die vor dem Wald gefallenen Deutschen und transportierten sie mit einem Lastkraftwagen fort. Erst am übernächsten Tag teilte eine amerikanische Streife der Ortsverwaltung mit, dass im Wald noch tote deutsche Soldaten liegen müssten.

Mit Zustimmung der Amerikaner wurden diese am 11. April auf dem Flachwagen eines Lünerner Landwirts zum Friedhof nach Lünern gebracht und dort in einem Massengrab beigesetzt (Quelle: Nach einem Erinnerungsbericht von Karl-Heinz Wellmann, Unna-Lünern).Von den gefallenen Freikorpskämpfern dieses Gefechtes vom 9. April sind folgende Namen überliefert:…Karl Schmidt aus Plettenberg, Wilhelm Voth aus Lütgendortmund, und Hugo Zimmermann, ebenfalls aus Lütgendortmund.
(Quelle: W.Timm,Freikorps Sauerland, S. 63/64).

Das Abzeichen des Freikorps wurde auch teilweise als Helmemblem getragen, dies aber wurde offiziell nie genehmigt..

Original Ärmelabzeichen, 1945 als „Souvenir“ mit in die USA genommen

Siegen oder sterben!

Aus „Die Amis kommen“ Das Kriegsende im Ruhrkessel 1945 von K.Peukert

[…] 23. April 1945. Der für heute geplante Aufstand ist durch die blitzschnelle Aktion der Amis vereitelt. Am Abend müssen alle Festgenommenen in einen amerikanischen Bus steigen. Sie kommen zu weiteren Verhören nach Plettenberg. Ich stehe neben dem amerikanischen Kommandanten vor dem Stabsgebäude. Er grüßt militärisch zum abfahrenden Bus und rafft seine wenigen Deutschkenntnisse zu diesem Satz zusammen: „So eine Sch… das war nicht nötig …“Sicherlich ist auch die übertriebene Furcht der Amerikaner nicht nötig. Aber der Begriff Werwolf hat sich bei ihnen gegen Kriegsende genauso festgesetzt wie bei den Deutschen das Wort „Freikorps Sauerland“.Zwei Jungen aus Aachen werden von einem Militärpolizisten zum Verhör geführt. Die verhetzten Kinder versuchten, auf US-Posten zu schießen Gerede um diesen kaum bekannten Verband gibt es genug. Und mancher meint, das sei nur ein Tarnname für den Werwolf.

Soviel steht fest: Während die Werwolf-Organisation im Endeffekt ein Phantom bleibt, das erst nach der Kapitulation als aufgeblasener Propaganda-Ballon erkannt wird, hat es das „Freikorps Sauerland“ tatsächlich gegeben. Es umfaßt Volkssturmeinheiten und zahlreiche Freiwillige, vor allem aus der Hitlerjugend. Schöpfer und zugleich Chef des Freikorps ist der in Bochum residierende Gauleiter Hoffmann, der dem Verband zunächst seinen eigenen Namen geben will, bald aber erkennt, daß „Freikorps Sauerland“ propagandistisch besser wirkt. Schon Ende 1944 beginnen die rganisatorischen Vorbereitungen; zu einer Zeit, als die Amerikaner noch nicht einmal die halbe Strecke zwischen Aachen und Köln geschafft haben und in den Ardennen gerade zum Gegenschlag ansetzen. Der Feind steht noch weit entfernt, aber Westfalens höchster Parteifunktionär beugt vor.

Erkennungsmarke des Freikorps Sauerland, seltene Variante

Erkennungsmarke des Freikorps Sauerland, seltene Variante

Bei einer Führertagung der Hitlerjugend in der Dortmunder Westfalenhalle dringt das Wort „Freikorps Sauerland“ erstmals auch in die Ohren der unteren Ränge. Eingeweihte reden in Andeutungen; die jüngeren HJ-Führer greifen das Zauberwort begierig auf, ohne, Konkretes zu wissen. Vielleicht wird gerade dadurch ein besonderer Reiz ausgelöst. Denn wenig später, als Freiwillige für das Freikorps gesucht werden, gibt es kaum einen der „Kriegs-Einsatz-Führer“ (KEF), der sich nicht meldet. Hochdekorierte Frontoffiziere, meist verwundet und früher HJ-Führer, zeigen den Fünfzehnjährigen, wie man mit Panzerfaust und MG 42 umgeht. Es gibt auch Uniformen für die Freikorpsangehörigen. Zwar ist es eine buntscheckige Mischung aus allen möglichen Beständen, doch das Ärmelband mit der Aufschrift „Freikorps Sauerland“ macht diesen Nachteil wett. Sie fühlen sich als Elite, auf die besondere Aufgaben warten. So wird auch die Waffen- und Geländeausbildung motiviert: Abwehr von feindlichen Fallschirmjägern. Bald danach, im Februar 1945, sind die Ziele deutlicher: „Ihr habt den Auftrag, eventuell durchbrechende Gruppen des Gegners mit allen Mitteln zu bekämpfen. Gewiß wird es nie dazu kommen, aber man muß gewappnet sein!“

Die Jungen hören und glauben es. Was ihnen an Fronterfahrung fehlt, kompensieren sie durch Begeisterung und Einsatzbereitschaft. Sie werden ‚,den Amis schon heimleuchten“. Denn auf ihrer Seite steht der Vorteil der besseren Geländekenntnis. Schließlich ist es ihre Heimat, die sie mutig verteidigen wollen, „falls es tatsächlich einmal notwendig sein sollte . . .“ Bis kurz vor Ostern bleibt dieser Vorsatz Theorie. Trotzdem ziehen die jungen Freikorpsleute ihre Uniformen nicht mehr aus. Sie sind viel zu stolz darauf, obwohl sie nicht einmal einen Ausweis haben. Ein früheres Freikorpsmitglied erzählt:
In den letzten Wochen lief man fast an jeder Straßenecke einer Streife der Feldgendarmen in die Arme. Die gefürchteten „Kettenhunde kontrollierten peinlich genau, um Landser, die sich absetzen wollten, zu schnappen. Wenn sie einen von uns anhielten, sagten wir nur „Freikorps Sauerland“. Das wirkte wie ein Zauberwort. Wir blieben unbehelligt, auch ohne Ausweis.
Als die Amerikaner in den Ruhrkessel eindringen, werden die jungen Heimatverteidiger in kleinen Gruppen zu regulären Truppenteilen geschickt. Hier bringen erfahrene Vorgesetzte den Jungen bald bei, wie wenig falsches Heldentum nützt. Sie sehen ein, daß noch so viel Widerstandswille gegen die materielle Überlegenheit der ringsum vordringenden Amis nichts ausrichten kann. Und sie lassen sich gern nach Hause schicken, soweit sie nicht von selbst verschwinden, die plötzlich gefährliche Uniform ausziehen und vergraben.
Auch den meisten älteren Angehörigen des „Freikorps Sauerland“, die vom Volkssturm kommen, bleibt der geschlossene Einsatz gegen die kampfgewohnten Amerikaner erspart. Schlechte Nachrichtenverbindungen und Unzulänglichkeiten in der Führungsspitze des Freikorps bewirken, daß die durchweg auf sich gestellten Einheiten die wirkliche Lage erst erfahren, wenn es schon zu spät ist. Selbst Leuten, die vor zwanzig Jahren zur Parteiprominenz und zum Führerkorps gehörten, geht es so. Heinrich Vetter aus Hagen, damals Oberbürgermeister, stellvertretender Gauleiter und für den Volkssturmeinsatz in der Volmestadt verantwortlich, erinnert sich:
Am 14. April, dem Tag, an dem Hagen besetzt wurde, war ich morgens in meinem Amtszimmer im Rathaus. Plötzlich kamen der Kreisleiter und ein Adjutant zu mir. Beide trugen Zivilzeug, was mich Uniformierten wunderte. Noch mehr wunderte ich mich über ihre Mitteilung: „Der Gauleiter hat gestern abend bei einer Kreisleiter-Konferenz in Haßlinghausen die Partei aufgelöst! Damit sind auch Freikorps Sauerland und Volkssturm aufgelöst!“
Ich konnte es nicht fassen. Aber der Befehl war da. Mir blieb nur noch die Aufgabe, den für die Verteidigung Hagens zuständigen General zu unterrichten, daß der Volkssturm nicht mehr mitmacht. Dann fuhr ich auf Schleichwegen am bereits besetzten Rathaus vorbei zu den Stadtwerken, um dort die Männer nach Hause zu schicken. Ob der Gauleiter zur Parteiauflösung berechtigt war, weiß ich bis heute noch nicht. Der Führer lebte ja damals noch … Die Frage nach der Berechtigung ist heute so müßig wie vor zwanzig Jahren. Denn Mitte April 1945 war Hoffmann ein Gauleiter ohne Gau, so wie Marschall Model ein Oberbefehlshaber ohne Truppen war. Die Amerikaner hatten den Ruhrkessel eingedrückt. Für die Partei Hitlers gab es in Westfalen ohnehin keine Existenzberechtigung mehr. Die Kämpfe im Kessel waren zu Ende. Drei Wochen später, am 8. und 9. Mai, kapitulierte ganz Deutschland. Bedingungslos. […]

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